Eine Umzugsfirma in 1808?

Gründung, History -

Eine Umzugsfirma in 1808?

Mit der Ankündigung im Wetzlarerischen gemeinnützigen Wochenblatt vom 26.1.1808 eröffnete der Wetzlarer Bürger Fuhrmann und Metzgermeister Johannes Jakob Heinrich Völk das noch heute in siebter Generation betriebene Speditionsgeschäft.

Gründungsurkunde

Der Doppel-Beruf des Gründers ist typisch für die damalige Zeit, denn ein einziges Handwerk ernährte seinen Mann nicht mehr. Über seine Jugend und Lehrzeit waren noch Glanz und Reichtum gebreitet, die das Reichskammergericht der kleinen alten Reichsstadt Wetzlar gebracht hatte. Aber schon seit 1795 führten die berührenden Französischen Revolutionskriege zum Ende des Reichskammergerichts und damit zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Wetzlar. Dies erweckte bei Johannes Jakob Heinrich wohl große Bedenken an die Zukunft seines Metzgerberufes. Überall sah er den Niedergang. Statt der Lieferung an die anspruchsvollen Cameralen und ihre zahlreichen Klienten gab es jetzt Truppendurchmärsche, Einquartierungslasten, Aushebungen, Lazarette und Kontributionen, die fortsetzend am Wohlstand der Bevölkerung zehrten und die Unbegüterten in große Not brachten. Eine der günstigen Auswirkungen der napoleonischen Zeit ist für JJHV besonders wichtig: es ist der am 24. Mai 1809 begonnene Ausbau der Frankfurter Straße vor dem Wetzlarer Ober Tor. Von ihrer Planung hatte Völk vielleicht schon vorher gehört, dann aber mit Weitblick diesen verbesserten Verkehrsweg zum Anlass seiner angekündigten Frankfurt Fahrten genommen. Jedenfalls florierte sein Unternehmen und er kann später Transporte selbst zur Leipziger Messe und sogar nach Berlin ausführen.

 Kutsche Richtung Frankfurt

Aus der Ehe des JJHV mit Anna Katharina Dittert (gestorben am 18. Juni 1837) gingen 7 Kinder hervor. Anna Katharina Dittert entstammte Alt-Wetzlarer Rats- und Schöffen Geschlechtern. Bei der Geburt des Sohnes und späteren Nachfolgers Johann Jakob am 17. August 1812 war Napoleon mit seiner großen Armee schon im Vormarsch auf Moskau. Dann folgten schlimme Jahre. Wetzlar und das umliegende Land wurden von durchziehenden Truppen ausgesogen die Not war allenthalben groß. Trotz dieser Schwierigkeiten hielt sich die junge Völksche Fuhrhalterei! Waren wie Tabak, Zigarren, Bier und anderes sind immer notwendig gewesen und mussten herangeschafft werden. Die Verlegung der rheinischen Jäger nach Wetzlar von 1817 - 1877 sollte der verarmten, seit 1815 preußischen Kreisstadt helfen. Gericht, Polizei, Post, neue Verwaltungen und der Ausbau von Schulen brachten wohl Zuzug, doch wirkliche Umzüge mit allen Immobilien betätigten selbst die ehemaligen Cameralen und anfangs sogar die königlichen preußischen Landräte nicht. Man versteigerte noch bis um 1850 lieber den größten Teil des Umzugsgutes mit Ausnahme der besonderes wertvollen Familienstücke, denn auf den seit Jahren zerfahrenen alten Straßen wären die Sachen doch nur zu Bruch gegangen. Die Wetzlarer Handelsleute und die Garnison dagegen mögen Transporte genug beansprucht haben.

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